Evangelische Kirchengemeinde Schriesheim
Evangelische KirchengemeindeSchriesheim

Begegnungszentrum "mittendrin"

Mitten im Herzen von Schriesheim ist ein einladender Treffpunkt für alle.

Hier kommen Menschen jeglichen Alters zusammen, mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichem kulturellem Hintergrund. Alle sind willkommen!

Es gibt kostenloses Internet und auch eine Wand mit Gutscheinen für Gäste, die nicht das passende Kleingeld haben.

Öffnungszeiten

Dienstag bis Samstag / Freitag ist durchgehend geöffnet.

09:30 - 12:30 Uhr

14:30 - 18:00 Uhr

 

Sonntags, montags und an gesetzlichen Feiertagen geschlossen.

 

Tel.: 06203 8639312 (Telefon im Café)

Mobil: 0176 93283200

info@mittendrin-schriesheim.de

 

Wir sind barrierefrei zu erreichen, in dem man dem Weg zwischen dem mittendrin und dem danebenliegenden Grundstück (Richtung Berg) folgt. Hier gibt es keine Stufen. In der Kirchstraße - in unmittelbarer Nähe zum Begegnungszentrum befindet sich ein Behindertenparkplatz.

 

 

 

 

 

 

Wir bieten: Schichtleitung im mittendrin

 

Interesse geweckt?

Dann melde dich bei Petra Lux:

plux@ekisa.de / 0152 56306678

 

Ein buntes Team freut sich auf dich!

Hier finden Sie das ausführliche Interview mit Lilo Frenkel als Fortsetzung zum Gemeindebrief Okt/Nov 2025

Ein Erlebnis in Afrika brachte dich zu Amnesty International. Wieso hast du in Afrika gelebt, und was ist dort passiert?

Mein Mann sollte in den 80er Jahren in Malawi ein Projekt für Menschen mit Behinderung leiten, und ich war die „mit ausreisende Ehefrau“. Das hat mich natürlich nicht besonders befriedigt, da ich mein Leben lang gearbeitet hatte. Vor Ort wurde ich dann aber gefragt, ob ich in der dortigen Schule mit unterrichten könne, und das habe ich getan. Dadurch habe ich eine Familie kennen gelernt, die wunderbar Deutsch sprach und deren Kinder bei uns unterrichtet wurden. Mich hat natürlich interessiert, wie das kam:

 

Der Mann hatte acht Jahre lang in Deutschland Medizin studiert. Als Neurologe ging er zurück nach Malawi, um das dortige Krankenhaus als Oberarzt und Chef zu übernehmen. Er hatte die deutsche Gründlichkeit und Sauberkeit kennengelernt und wollte diese auf die dortigen Verhältnisse übertragen. Das war allerdings ein krasser Gegensatz, und daher eckte er dort überall an. Er wurde schließlich beim Präsidenten angeschwärzt, und plötzlich war er verschwunden. Damals war Malawi angeblich eine Demokratie. Ich sage extra „angeblich“, denn es herrschte ein anderes Verständnis von Demokratie, es war im Grunde eine Diktatur. Der Präsident war sehr alt, herrschte seit fast 30 Jahren, und von Haus aus war er auch Arzt. Nun war der Bekannte also verschwunden, und ich habe von seinen Kindern erfahren, welche Einschränkungen das für die Familie bedeutete. Sie durften z. B. nicht mehr ohne Aufsicht aus der Stadt, worunter sie ziemlich litten. Meine Kinder waren mit deren Kindern befreundet, und so waren wir mit betroffen. Wenn wir sie etwa mit auf einen Ausflug nehmen wollten, ging das nicht, weil es zu gefährlich war. Es war ihnen ja verboten, die Stadt zu verlassen, und wenn sie dann erwischt worden wären … nein, das war zu gefährlich. Und für uns hätte es den Verweis aus dem Land bedeutet.

 

Das ist inzwischen natürlich sehr lange her, und es hat sich hoffentlich vieles gebessert. Aber als nun eben dieser Mann im Gefängnis saß, wurde mir klar, dass man was tun muss. Vom Sehen kannte ich das Gefängnis von außen. Wenn die Gefangenen zu Arbeitseinsätzen nach draußen kamen, wurden sie mehr oder weniger zum Straßenbau geprügelt. Da kann man sich vorstellen, was im Inneren noch so alles passiert. Ich wusste zudem, dass er auch nicht gesund war. Das war kurz bevor ich mit meinen Kindern ausreisen wollte. Und dann habe ich mir überlegt, was ich machen könnte ­– und mir fiel Amnesty ein: „Das sind doch die, die sich um Menschenrechte kümmern.“ Das war alles, was ich damals wusste. Nach meiner Rückkehr nach Deutschland bin ich gleich aktiv geworden.

 

Amnesty war hier in Ladenburg registriert. Ich habe mich umgehend als Mitglied angemeldet. Ich habe von diesem Mann erzählt und ihn als offiziellen Fall gemeldet, um den wir uns kümmern sollten. Im zweiten Jahr hat es dann tatsächlich geklappt! Ich weiß nicht, wie das genau gelaufen ist, aber meistens steckte wohl Geld dahinter, wenn Leute freikamen. Und ich weiß nicht, ob es in diesem Fall auch so war. Jedenfalls kam er frei, und ich bin weiter bei Amnesty dabeigeblieben, weil ich gemerkt habe: Da tut sich was, da kann man was bewirken. Das war der Anfang vor 35 Jahren. So lange bin ich jetzt mit dabei.

 

Inzwischen sind wir bei Amnesty eine Doppelgruppe aus Ladenburg und Schriesheim. Wir nehmen an allen möglichen Veranstaltungen teil, z. B. am Demokratiefest, also mit Leuten, die ähnliche Ziele haben wie wir: Menschenrechte, Umwelt- und Klimathemen – das hängt ganz eng zusammen. Wenn Leute aus dem Amazonasgebiet vertrieben werden, weil illegaler Goldhandel betrieben wird bzw. Goldgräber unterwegs sind, dann ist das auch ein Umwelt- und Klimaproblem. Und um diese Leute kümmern wir uns inzwischen eben auch. Er wird jedes Jahr ein bisschen größer, der Katalog der Sorgen, um die wir uns in der ganzen Welt kümmern müssen. Das Einzige, was wir nicht machen, ist, uns der Fälle aus dem eigenen Land anzunehmen. Weil man dann ja voreingenommen ist. Darum kümmern sich folglich die Nachbarländer. Das ist ein Grundsatz bei Amnesty, und so funktioniert das ganz gut.  

 

Wie finanziert sich Amnesty bzw. ihr euch als Ortsgruppe?

Der Verein lebt nur von Mitgliedsbeiträgen und Spenden, das heißt, wir sind unabhängig von Staat und Kirche. Das ist uns auch wichtig, weil man sich sonst schnell in einem Netz verfängt, aus dem man sich nicht gut befreien kann.

 

Wie arbeitet ihr als Ortgruppe?

Nach meinem Berufsende – ich war Grundschullehrerein – habe ich mich noch mehr bei Amnesty engagiert. Früher haben wir öfter Konzerte organisiert, einfach um Spenden zu generieren. Und seit 10 Jahren, seit es das „mittendrin“ gibt, dürfen wir hier unsere Listen ausbreiten und Unterschriften sammeln. Das sind Petitionen und Bitten für Gefangene und Gefolterte, für von Hinrichtung bedrohte Menschen. Inzwischen haben wir einen festen Stamm von Leuten, die uns da vertrauen und die immer wieder kommen und auf unseren Listen unterschreiben. Wichtig ist uns dabei, die Fälle kurz zu beschreiben und die Unterzeichnenden zu beraten. Wenn derjenige nämlich aus einem der Länder kommt, in denen wir gerade Petitionen bearbeiten, sollte er hier besser nicht unterschreiben. Denn es könnte sein, dass er dann an der Grenze befragt wird, warum er dieses oder jenes unterschrieben hat. Wenn hier z. B. ein Kurde aus der Türkei kommt und bei dem Fall eines Kurden unterschreibt, den wir befreien wollen oder der geflüchtet ist, dann könnte es für die unterschreibende Person, wenn sie wieder einreisen möchte, schwierig werden. Wir beraten also die Menschen bei ihren Unterschriften so, dass sie sich nicht selbst gefährden.

 

Also merkt ihr so etwas in der Realität?

Ja, das kann einen Rattenschwanz von Folgen haben. Wir haben schon Rückmeldungen gekriegt, wenn wir Petitionen unterschrieben haben, z. B. aus dem Balkan, mit langen Erklärungen, warum das in diesem Land so ist und warum das geahndet werden muss. Das ist etwas, das bei uns im Inneren erlebt wird.

 

Das hätte ich so nicht erwartet. Es ähnelt dem, was man gerade von Trump hört und was er bei der Studentenvisavergabe macht: Je nach Äußerung in den sozialen Medien bekommt man einfach kein Visum.

Ja, da muss man schon hingucken und gut aufpassen.

 

Alle unterschreiben doch den gleichen Brief. Kommt der Erfolg dann über die Masse, oder was gibt den entscheidenden Ausschlag?

Das wissen wir nicht so genau. Wir haben in vielen Ländern Rechtsanwälte, die sich um diese Fälle kümmern und auch um die Familien der Gefangenen. Aber was den Ausschlag gibt, warum jemand letztlich freikommt, wissen wir oft nicht genau. Dass die Menge aber eine große Rolle spielt, merken wir jedes Jahr beim Briefmarathon. Da machen alle Länder der Welt mit. Das sind Millionen Briefe, die auf die entsprechenden Staaten einprasseln, und die lassen sich schlecht ignorieren! Es sind manchmal Fälle von Leuten dabei, denen etwas vorgeworfen wird, das in unseren Augen geringfügig ist; und die kommen dann frei.

Wir haben jedes Jahr Erfolge dadurch! Natürlich auch durch die Petitionen im laufenden Jahr, aber eben besonders durch den Briefmarathon. Und beim Briefmarathon binden wir z. B. auch Schulen mit ein: Wir gehen also in Schulen und schildern den ab 16-Jährigen (so alt muss man zum Unterschreiben sein), um was es geht – und die sind immer sehr berührt, muss ich sagen. Die Jugendlichen sind also sehr offen für solche Themen. Leider haben sie nicht so viel Zeit, gerade wenn es Richtung Abitur geht; dann sind andere Dinge vorrangig. Aber wir gehen in die Schulen, und das hat auch Nachwirkungen. Gerade wenn wir im Sommer draußen auf der Kirchterrasse sitzen, kommen diese Jugendlichen zu uns und fragen, was sie tun können. Insofern sind wir hier schon sichtbar. Aber natürlich nicht bei allen: Ich sehe oft auch Leute, die immer wieder vorbeilaufen, freundlich grüßen, aber sonst nichts tun. Das muss man akzeptieren.

 

Aber wenn man einfach stehen bleibt und eine Unterschrift leistet, hilft das schon?

Ja. Jede Unterschrift zählt.

 

Ihr freut euch auch über Spenden. Wozu werden die gebraucht?

Die Briefe müssen verschickt werden. Man kann für 1,25 € Porto drei Briefe in einem Umschlag ins Ausland schicken, und das tun wir auch.

 

Als Verein habt ihr Rechtsanwälte in den unterschiedlichsten Ländern, die auch bezahlt werden müssen.

Ja, genau. Und das alles mit den Mitgliedsbeiträgen und Spenden.

 

Habt ihr als Ortsgruppe ein bestimmtes Land, in dem ihr Fälle bearbeitet, oder beschäftigt ihr euch mit der ganzen Welt?

Eigentlich querbeet: Wir sind für die Zusendung der Fälle registriert, und ich unterschreibe täglich im Internet. Was mir an Fällen besonders wichtig ist, ziehe ich raus und lege es samstags hier aus. Das können wir als Ortsgruppe alleine entscheiden.

 

Was wurde mit eurem Freund aus Malawi?

Er wurde, wie gesagt, entlassen, war durch die Haft aber krank geworden und hat nie wieder arbeiten können; seine Ehe ist auseinander gegangen. Das Ganze hat also viele Folgen gehabt, was nicht schön ist. Leider läuft es in solchen Fällen häufig so. Inzwischen ist er gestorben.

 

Man weiß oft gar nicht, was so eine Unterschrift bewirken kann, welche Schicksale daran hängen. Der ein oder andere Fall geht mir doch sehr an die Nieren. Am Anfang war das sogar noch schlimmer: Da habe ich mich in alles hineingestürzt, aber inzwischen habe ich ein etwas dickeres Fell. Das muss auch unbedingt so sein, sonst kann man diese Arbeit nicht machen. Gerade jetzt, wo die vielen jungen Frauen im Iran sich z. B. solchen Gefahren aussetzen, da denke ich auch: Mein Gott, was nehmen die alles auf sich! Und dabei wissen sie, dass sie gefangen genommen und gefoltert werden können. Die haben ja echt drastische Strafen in solchen Ländern, vom Handabhacken bis zur Todesstrafe. Es ist schon ein Drama.

 

Wann findet der Briefmarathon statt?

Der Briefmarathon ist immer um den Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember. Unsere Ortsgruppe fängt dann Ende November an, damit wir alles geschafft kriegen. Denn, wie gesagt, wir gehen in Schulen, sind hier im „mittendrin“, in Kirchen und im Rathaus. Jedes Jahr um diese Zeit konzentrieren wir uns ganz besonders auf die sehr dringenden Fälle, die uns von Berlin aus empfohlen werden. Berlin ist unsere Zentralstelle, die für Europa sitzt in London. Es werden Rechtsanwälte engagiert, die alles prüfen, bevor es zum Unterschreiben weggeschickt werden darf. Dann ist es wasserdicht, was wir da bekommen. Insofern, das erkläre ich den Leuten auch immer wieder, ist alles überprüft und stimmt so, wie es auf den Briefen steht. Der Briefmarathon umfasst immer 10 Fälle, aber wir haben die Erfahrung gemacht, dass fünf ausreichen. Mehr unterschreibt keiner, also suchen wir die für uns wichtigsten heraus. Ins „mittendrin“ kann man während des Marathons jeden Tag zum Unterschreiben kommen. Dann den Brief in den gelben Briefkasten einlegen, gerne mitsamt Porto, und fertig!

 

Ein herzliches Dankeschön an Lilo Frenkel und das gesamte Team der Ortsgruppe Amnesty International Ladenburg/Schriesheim für ihren Einsatz und ihre Beharrlichkeit!

 

Wer gerne mehr über die Arbeit und die Menschen dahinter wissen möchte, ist herzlich eingeladen, im „mittendrin“ vorbeizuschauen. Immer am 1. und 3. Samstag im Monat ist dort Gelegenheit, mit Amnesty ins Gespräch zu kommen.

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